Montag, 22. Oktober 2012

Eine Woche in Kampala



Nachdem ich jetzt schon einige Zeit in Fort Portal lebe, und mich weitest gehend eingelebt habe, hatte ich das Gefühl endlich mal raus aus der Stadt zu kommen und ein wenig mehr von Uganda zu entdecken. Da kam es mir gerade recht, dass am 9. Oktober in Uganda der Independence Day ist und gleichzeitig noch in der Woche ein Nachzügler unserer Organisation im Land ankommen sollte. Was lag da näher als einen kleinen Urlaub in Kampala zu machen. Natürlich „kannte“ ich die Stadt schon mehr oder weniger von den ersten drei Tagen nach der Einreise, aber Kampala kann man gar nicht wirklich kennen.
Also ich Samstag den 6.10. mit meinem kleinen Rucksack, gefüllt mit Schlafsack, zwei T-Shirts, Unterhose und Socken, in den Bus und los geht’s. Die Hinfahrt war der Kracher! Ich wollte mich gerade in dem Bus hinsetzen als mir ein Mann, vermutlich dank meiner Hautfarbe, einen Einzelsitzplatz ganz vorne neben dem Busfahrer anbot- Panoramablick inklusive. Passend dazu hat der Himmel für mich ein Gemälde aus Wolken gemalt. Der Bus fuhr erstaunlich schnell, was dazu führte, dass die Fahrradfahrer am Straßenrand immer ihr Heil im Straßengraben suchen mussten. Kurze Zeit nach dem Ortsausgang habe ich dann gesehen, woher der Schwarze Tee kommt, der fast überall getrunken wird: riesige Teeplantagen erstreckten sich vor meinen Augen. Das wurde kurzzeitig unterbrochen von dem Kibale Forest National Park, wo man schon von außen ahnen konnte, wie es sein muss, dadurch zu laufen. Nachdem sich die erneuten Teeplantagen dann verabschiedet hatten kamen kleine Dörfer zum Vorschein, deren Felder an den Steilhängen ein Mosaik bildeten. Generell war es durch die Regenzeit ausgesprochen Grün um mich herum. So wirkte die Straße, auf der ich fuhr, wie ein graues Band in Mitten der grünen Hügel. Nach kurzer Zeit wurde das Bild von einem riesigen angelegten Nadelwald unterbrochen, der mich kurz daran zweifeln lies, ob ich wirklich durch Uganda fahre, oder den Arnsberger Wald. Übrigens war das einzige, dass den Bus ab und zu zum langsamer fahren brachte die unzähligen Bodenwellen, die wohl extra für den Zweck installiert wurden. Nachdem ich mir dann ein kurzes Nickerchen gegönnt habe, um die ganzen Bilder zu verarbeiten, war die Landschaft wesentlich trockener. Bäume standen vereinzelt und boten weniger Laub als zuvor. Auch die Häuser veränderten sich: Statt einer Putzschicht waren die Häuser nur aus einzelnen hellen Steinen. Dazu sei gesagt, dass sonst die meisten Häuser immer sehr bunt sind, da die Hauswand als Werbefläche verschiedenster Unternehmen genutzt wird, meistens von Handyanbietern. Dann kam ich das erste Mal in eine größere Stadt, Mubende. Dort wurde der Bus überrannt von dutzenden Verkäufern, die alles anboten, was man für einen kleinen Snack zum Mittagessen brauchte: Wasser, Soda, gebratene Bananen, Chapati, Fleischspieße, Geflügelspieß, Kassava und was ich sonst noch alles vergessen hab. Ich hab mir dann zur Stärkung zwei Fleischspieße durchs Fenster reichen lassen, und schon ging die Fahrt auch weiter. Nach Mubende wurden die Wiesen dann auch wieder grüner und die Landschaft hügeliger. Langsam aber sicher trat eine neue Art in der Landschaft auf: Häuser wuchsen aus dem nichts. Schleichend aber bestimmt verdrängten sie die Bäume aus dem Landschaftsbild. So hatte mich, ohne dass es ich es wirklich gemerkt hatte Kampala umgeben- plötzlich war ich mitten drin. Auf einmal realisierte ich auch, dass überall Menschen rumwuselten, die die Hektik perfekt machten.
Als ich aus dem Bus ausgestiegen bin, hab ich mich dann auf den Weg zu Lukas gemacht, der eine Woche vorher in Fort Portal meine Mitbewohner besuchen gekommen ist. Da er am Montag dann nach einem Jahr Aufenthalt zurück nach Deutschland geflogen ist, musste ich wenigstens einmal seine Erfahrenheit ausnutzen. Nachdem ich mir über Boda-Bodas (Motorradtaxis) den Weg zu ihm gesucht habe, sind wir dann was essen gegangen. Es gab Katogo (Kochbanen) mit Beans. Im Anschluss sind wir dann in die City gegangen. Dort hat der Abend in einem Casino begonnen, wo es netter Weise Freigetränke gab. Irgendwie war die Stimmung im Casino ein wenig seltsam, was zum einen daran liegen könnte, dass ich noch nie in einem war, zum anderen aber auch, dass ich irgendwie erwartet habe, dass dort mehr los ist, als das jeder angestrengt auf seinen Tisch starrt. Da wir beim Black Jack dann nur 5000 Shillings verloren hatten, haben wir dann letzten Endes trotzdem Gewinn gemacht, wobei ich das Angebot der Freigetränke nicht voll auskosten konnte, da mir mein Magen schon seit ein paar Tagen Probleme bereitet hatte. Nachdem wir dann das Casino satt hatten, sind wir zu einer Bar namens Iguana, die sehr schnuckelig, aber um 10 Uhr noch relativ leer war. Daher sind wir nach kurzer Zeit weiter zu einer anderen Bar, Mish Mash, wo wir dann auf Freunde von Lukas gewartet haben. In der Bar gab es einen Außenbereich, wo wir uns weitestgehend aufgehalten haben und ein Haus als Innenbereich. Die Besucher kamen weitest gehend von der nördlichen Halbkugel, was auch am Ambiente gelegen haben könnte. Als dann alle da waren, sind wir nach ein paar Bierchen wieder zurück ins Iguana, wo wir dann ordentlich getanzt haben. Um 4 Uhr bin ich dann erschöpft ins Bett gefallen.
Am Sonntagmorgen hat sich dann mein Magen zurück gemeldet, wodurch ich mir überlegt habe den Tag bei Lukas im Bett zu verbringen, und zu hoffen, dass es besser wird. Am Abend bin ich dann mit zwei anderen Freiwillige- Adeline und Katharina- von Lukas Compound in die Stadt Burger essen gegangen. Sie schmeckten jetzt eher so lala. Im Anschluss habe ich mir dann ein Matatu (Kleinbus als Taxi) zu Levke genommen. Sie ist auch eine Rot Kreuzlerin und war ein Wochenende zuvor in Fort Portal die anderen Rot Kreuzler besuchen und hat dabei eine kleine Tasche vergessen, die ich ihr dann vorbei gebracht habe. Wir haben dann noch bei ihr einen Film geschaut und haben dann das Bett gesucht, da die anderen im Haus ja am nächsten Tag arbeiten mussten.
Der Montag stand dann ganz im Zeichen des Visums, weswegen ich ja auch unter anderem nach Kampala gekommen bin. Dem entsprechend bin ich also zu Hendrik gefahren, der sich für die artefact-Ugander um die Visa kümmert. Bei ihm haben wir dann zusammen über die Unterlagen geschaut- einen Haufen verschiedenste Zettel will die Ugandische Bürokratie für ein Arbeitsvisum sehen. Nachdem wir dann festgestellt haben, dass für mich doch noch nicht alle Zettel da sind, sind wir dann trotzdem zum Immigration-Office gefahren, aber eher, weil Hendrik auch den Stand von anderen Freiwilligen überprüfen wollte. Im Office habe ich dann auch erfahren, wie meine fehlenden Zettel auszusehen haben, was mir bei der späteren Beschaffung sehr geholfen hat. Nachdem wir dann soweit auf dem neusten Stand waren haben wir uns mit Marie in Verbindung gesetzt, da ihr Visum schon bewilligt war und sie deswegen auch in Kampala war. Blöderweise neigte sich der Tag schon dem Arbeitsende zu, weswegen wir uns mit der Bezahlung des Visageldes für Marie ziemlich abhetzen mussten- haben es aber noch geschafft. Im Anschluss haben wir dann noch die beiden artefactler Miriam und Tilman besucht, die zusammen in Kampala wohnen. Mit denen sind wir dann erst noch in eine kleine Bar, um von da aus in einen Klub zu gehen.
Schon am nächsten Morgen viel mir auf, dass mein Magen mich immer noch nicht in Ruhe lässt- ausgerechnet am Independence Day. Ich hab mir dann überlegt, entgegen meiner ursprünglichen Einstellung, doch zum Arzt zu gehen. Die anderen wollten gerne mitkommen, wodurch wir also alle zusammen zur „Surgery“ gefahren sind, ein sehr gutes Krankenhaus. Dort habe ich dann nach einer länger dauernden Untersuchung erfahren, dass ich Hefepilz habe. Mit den dazu gehörigen Medikamenten ging es mir dann nach kurzer Zeit schon wieder besser. Daher haben wir uns dann auf den Weg zum Platz gemacht, wo der Independence Day zelebriert werden sollte. Kurz bevor wir auf den Platz traten, krachten über uns mehrere Militärjets hinweg, was wohl zu Zeremonie gehörte. Auf dem Platz selbst war es dann nicht so spannend: ein riesiges Gelände, wo sich in der Mitte mehrere Politiker und Paraden versammelt hatten. Das hat uns soweit begeistert, dass wir nach fünf Minuten wieder gegangen sind.

Den Rest der Woche habe ich dann damit verbracht, mir Kampala anzuschauen. Dazu sei gesagt, dass man für jede Fahrt einfach ewig braucht, da die Stadt sehr großflächig ist. Ich hab dann unter anderem habe ich einen Markt gefunden, der für einen Autoschrauber das Paradies sein muss. Ich hab dort allerdings nach einer Gitarre gesucht und auch gefunden. Jetzt habe ich ein neues Projekt für zuhause, was mich noch mehr vom Blogschreiben abhält.
Auch haben wir den angesprochenen Nachzügler vom Flughafen in Entebbe abgeholt, dank Fabian hab ich dann jetzt auch wieder einen Laptop, den ihm meine Mutter mitgeschickt hat.

Am Samstag stand dann die Rückfahrt an. Leider ist mir erst an dem Tag klar geworden, dass die ugandische Fußballmannschaft „Cranes“ gegen Zambia gespielt hat, weswegen die ganze Stadt in heller Aufregung war- der Independence Day war ein Scheiß dagegen. Naja ich mich also in den Bus gesetzt. Ich bin dabei auf die ungünstige Idee gekommen erst nach der Bezahlung zu fragen, wann er denn losführe. Nur soviel: es war nicht sofort. Das war allerdings nicht weiter schlimm, da mich die Nacht davor dazu veranlasste mich in den unbequemen Bussitz zu kuscheln. Schon während der Fahrt –immer zwischen den Nickerchen- freute ich mich unglaublich bald wieder in Fort Portal zu sein. Als ich dann bei den Teefeldern noch ein letztes Schläfchen einlegte und danach die Augen öffnete wusste ich wo ich war: Zuhause!

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